Making Of: Schwarzweiß-Fotografie

Hannes Löhr

1. Einleitung

Es ist verlockend, wenn man man absehen kann, dass das zu fotografierende Motiv sich für ein S/W-Bild eignet, die S/W-Einstellung der Kamera zu benutzen. Das verbietet sich aus zwei Gründen:

  • erstens: in dieser Einstellung sind keine RAW-Aufnahmen möglich,
  • zweitens: man hat zwar die Möglichkeit mittels Gradationskurve, die einzelnen Graustufen etwas heller oder dunkler zu gestalten. Aber diese Änderungen nehmen keine Rücksicht auf die ursprüngliche Farbigkeit des Motifs. Hat man dagegen eine Farbaufnahme, so können die einzelnen Grundfarben individuell zu Grauwerten abgemischt werden und so den einzelnen Objekten des Motifs bestimmte Grauwerte zugewiesen werden.

Da die Kollegen von den Borbecker Fotofreunden Interesse am Entstehen des Bildes "Steigerhaus Olga, Oberhausen-Osterfeld" gehe ich im Folgenden auf dieses Bild ein. Dieses Bild war ur­sprünglich nicht als S/W-Bild angedacht, sondern als Panorama-HDR-Bild. Da das Schwergewicht in diesem Artikel auf der Schwarz­weiß­be­ar­bei­tung liegen soll, gehe ich nicht im Einzelnen auf die Schritte zur Entstehung der Farbaufnahme ein.

2. Erstellung der Aufnahmen

Die Aufnahmen stammen vom 27. Juli 2007. Ich habe aus der Hand 12 Aufnahmen im Bracketing Modus gemacht und zwar je 3 Bilder -1, 0, +1 EV in 4 verschidene Richtungen auf das Motiv. Entsprechend den Möglichkeiten meiner Sony R1 Bridge Kamera in JPG, bei Serienaufnahmen lässt sie kein RAW zu. Die Kameraeinstellungen waren für das Bild mit der mittleren Belichtungszeit ISO 160, 1/800sec bei f/4,0 , Brennweite 21mm. (Hier sind wohl noch Verbesserungsmöglichkeiten.)

Bild 1: Die 12 Originalaufnahmen
Bild 1: Die 12 Originalaufnahmen

In Bild 2 sieht man, welche Verzerrungen eine Panorama Software beherrschen muss, um bei den unterschiedlichen Blickwinkeln ein Panorama zu erstellen. Die Überlappung der einzelnen Bilder ist größer als erforderlich, normalerweise reichen 20%.

Bild 2: Die 4 Originalaufnahmen mit mittlerer Belichtung
Bild 2: Die 4 Originalaufnahmen mit mittlerer Belichtung
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3. Tonemapping der Einzelbilder

Es stellt sich die Frage, was macht man als erstes:

Ich habe mich für das Erstere entschieden, vielleicht weil dabei ein geringeres Datenvolumen zu bearbeiten ist, das fertige Panorama hat immerhin 64 Megapixel (10553x6125Pixel). Dies ist dadurch bedingt, dass die einzelnen 10 Megapixel Bilder beim Stitchen gedehnt und verformt werden müssen.
Bild 3: Durch HDR-Bildung und Tonemapping entstandene Bilder
Bild 3: Durch HDR-Bildung und Tonemapping entstandenen Bilder

Den HDR/Tonemapping-Prozess hat in diesem Fall ein Programm von Mediachance "Dynamic Photo-HDR" übernommen. Es ist sehr preiswert, einzig die etwas kleine Voransicht kann man bemängeln. Dieser Prozess soll hier nicht weiter diskutiert werden. Er soll Gegenstand eines eigenen Artikels werden.


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4. Zusammenfü­gen ­zu einem Panorama

Für das Stitchen war Photoshop verantwortlich. Das hätte aber mit etwas mehr Aufwand auch das freie Hugin-Programm übernehmen können. Das Ergebnis ist in Bild 4 wiedergegeben.

Bild 4: Das fertige Panorama
Bild 4: Das fertige Panorama
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5. Schwarzweiß­entwicklung

Die weitere Arbeit erfolgt in Lightroom. Zunächst habe ich in den Grundeinstellungen Schwarzweißbehandlung eingestellt. Das Ergebnis ist ziemlich flach:

Grundeinstellung Schwarzweiß
Bild 5: Grundeinstellung Schwarzweiß
Um Inspirationen zu erhalten habe ich sodann Voreinstellungen von Lightroom versucht und teilweise Schnappschüsse erstellt. Zu einem Schnappschuss kann man jederzeit zurückkehren und von da aus weiterarbeiten. Eine Reihe von Voreinstellungen sind schon in Lightroom enthalten, weitere kann man leicht selber erstellen, es sind gewissermaßen gespeicherte Anweisungen einer Bildbearbeitung. Ausserdem ist das Internet mit den einschlägigen Foren eine reiche Quelle von mehr oder weniger verwendbaren Voreinstellungen.

Das Ausprobieren von Voreinstellungen, die ein anderer Fotograf erstellt hat, scheint mir eine effiziente Methode zu sein, die in keiner Weise gegen die Ehre eines anwendenden Fotografen verstößt.

In der Schwarzweißmischung sieht man welches Gewicht die einzelnen Farben bei der Berechnung des Grauwertes eines Pixels erhalten. Schiebt man z.B. den Regler für Rot nach rechts, werden die Pixel mit Rotanteil heller.

Im den folgenden Schnappschüssen erscheinen (wie in Bild 5) links die von den Grundeinstellungen abweichenden Einstellungen und rechts das dazugehörende Ergebnis.

Bild 6: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 6: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 7: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 7: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 8: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 8: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 9: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 9: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 10: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 10: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 11: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 11: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 12: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 12: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 13: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 13: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 14: Test einer Lightroom Voreinstellung
Bild 14: Test einer Lightroom Voreinstellung

Bild 14 habe ich zum Ausgangspunkt weiterer Verbesserungen gewählt und zunächst den Rasen, die Bäume und Büsche etwas aufgehellt, indem ich den Grünanteil verstärkt habe. (Bild 15)

Bild 15: Verstärkung des Grünanteils
Bild 15 Verstärkung des Grünanteils

Das Bild erscheint mir zu dunkel, deshalb erhöhe ich die Belichtung um 0,53 Blendenstufen. (Bild 16)

Bild 16: Aufhellung des Bildes
Bild 16: Aufhellung des Bildes

Um mehr Pep in das Bild zu bekommen, verschiebe ich den Schwarzpunkt und senke so die dunkelsten Stellen weiter ab. Dabei nehme ich in Kauf, dass kleinere Stellen absaufen. Dies erkennt man an dem hellgrauen Strich am linken Rand des Histogramms. (Bild 17)

Bild 17: Schwarzpunkt einstellen
Bild 17: Schwarzpunkt einstellen

Aus dem gleichen Grund schiebe ich auch den Weißpunkt nach rechts. So wird der Unterschied zwischen der dunkelsten und der hellsten Stelle, also der globale Kontrast erhöht. (Bild 18)

Bild 18: Weißpunkt einstellen
Bild 18: Weißpunkt einstellen

Eine leichte Vignette soll den Blick des Betrachters in die Bildmitte führen. (Bild 19)

Bild 19: Vignettierung erhöhen
Bild 19: Vignettierung erhöhen

Mich stört noch das halbrunde Giebelelement oberhalb des Eingangs. Ich dunkle es mit dem Korrekturpinsel ab. (Bild 20)

Bild 20: Lokale Korrektur
Bild 20: Lokale Korrektur

So das war's. Das Bild ist fertig. Es hat bei der Bundesfotoshow 2012 eine Annahme erzielt.

Das fertige Schwarzweißbild
Bild 21: Das fertige Schwarzweißbild
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Bei der Erstellung der Schwarzweißversion habe ich erstmals Lightroom-Vorgaben eingesetzt (etwa 50)und als wichtiges Hilfsmittel insbesondere bei dieser Art der Bearbeitung erkannt, wo nicht immer evident ist, wie sich die üblichen Schieberegler auswirken. Aber eine Vorgabe ist immer nur ein Ausgangspunkt für die weitere Bearbeitung.

Eines sollte man aus der geschilderten Arbeitsweise in jedem Fall lernen, die nichtdestruktive Verrechnung der einzelnen Ver­än­der­ungs­schrit­te kann man auf hervorragende Weise nutzen, um sich dem gewünschten Ergebnis immer weiter anzunähern. Also sollte man keine Angst haben alle Schieberegler mal nach rechts und mal nach links zu bewegen, um zu schauen, ob man dadurch eine Verbesserung erreicht. Mit der Zeit entwickelt sich dann ein Gefühl davon, wie die einzelnen Regler wirken, sodass man sie etwas zielgerichteter einsetzen kann.