Making Of: Schnappschuss

Hannes Löhr

1. Einleitung

Anlässlich der Eröffnung der Weih­nachts­aus­stel­lung der Kreativgruppen im Schloss Bor­beck entstand der Schnappschuss Bild 1 (Fotograf: Reinhold Schulte-Holtey). Das Bild zeigt die ausgestellten Fotos der Bor­becker­fo­to­freun­de und zwei Besucher, die sich unter­hal­ten.

Das Bild wurde mit einer Canon EOS 30D mit 1/60 Sek. bei F/4 mit ISO 400 und einer Brennweite von 24mm aufgenommen. Der Blitz wurde ausgelöst.

Bild 1: Die Originalaufnahme
Bild 1: Die Originalaufnahme
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Was stört an diesem Bild:
  1. Der Weißabgleich stimmt nicht, die Farbtemperatur ist zu warm.
  2. In der rechten unteren Ecke ist ein Gegenstand angeschnitten.
  3. Die Kamera war leicht nach unten geneigt, so dass vertkale Linien nach oben auseinanderlaufen.
  4. Der Blitz hat eine geringe Reichweite, so dass weiter entfernte Bildteile leicht unterbelichtet sind.
  5. In der 1:1 Ansicht zeigt sich eine geringe chromatische Ab­er­ra­tion
Muß das korrigiert werden? - Nein, wenn das Bild, wie hier, nur dokumentarischen Zwecken dienen soll. Wenn man aber über die erforderlichen Hilfsmittel und Kenntnisse verfügt, ist es ein Leichtes und benötigt nur wenige Handgriffe, um die erkannten Schwach­stel­len zu beseitigen. Ich verwende für die Bearbeitung meiner Bilder Lightroom, aber viele andere Programme verfügen über ent­sprech­en­de Funktionen und brauchen auch nicht mehr Handgriffe.

Ich empfehle, diese und andere elementaren Bild­be­ar­bei­tungs­funk­ti­onen so oft wie möglich anzuwenden, bis man sie im Schlaf be­herrscht. So rettet man vielleicht mal eine mißlungene Aufnahme vor der Tonne.

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2. Perspektive

Die Reihenfolge der Korrekturschritte im Entwickeln-Modul von Lightroom sollen laut Adobe keine Rolle spielen, wahrscheinlich weil Lightroom beim Rendern für den Bildschirm und bei der Ausgabe eine feste Reihenfolge einhält. Normalerweise gehe ich die ein­zel­nen Schritte in der von Lightroom vorgegebenen Reihenfolge von oben nach unten durch, auch um keine Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten beim Experimentieren zu übersehen: Grundeinstellungen, Gra­dations­kur­ve, HSL/Farbe/SW, Teiltönung, Details, Ob­jek­tiv­kor­rek­tu­ren, Effekte, Kamerakalibrierung. Da zu vermuten war, dass durch die Korrektur der Perspektive der angeschnittene Gegenstand rechts unten weg­fällt, habe ich diese Korrektur vorgezogen, um dies zu bestätigen.

Bild 2: Objektivkorrekturen: Perspektive
Bild 2: Objektivkorrekturen
Die Rublik Ob­jektiv­kor­rek­tur­en/­Manuell bietet die Ge­le­genheit tonnen- bzw. kis­sen­förmige Ver­zer­run­gen, ho­ri­zon­ta­le und vertikale Verzerrungen zu korrigieren, sowie das Bild zu drehen und zu skalieren. Mit einem Häk­chen bei "Zuschnitt be­schrän­ken" erreicht man, dass die durch die Korrekturen nicht mehr mit Bildinformation ge­füllten Pixel abgeschnitten werden. Dabei bleibt das Sei­ten­verhältnis des Bildes er­hal­ten. Die in Bild 2 ge­zeig­ten Än­derungen richten die senk­rech­ten Linien wieder auf (Bild 3)

Bild 3: Perspektive
Bild 3: Korrektur der Perspektive
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Die Vermutung hat sich bestätigt: Der angeschnittene Gegenstand links unten ist verschwunden.

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3. Weißabgleich

Bild 4: Weißabgleichauswahl
Bild 4: Weißabgleichauswahl
Für den Weißabgleich klickt man auf des Weiß­ab­gleichs­werk­zeug in der Rublik Grund­ein­stel­lung­en, der Cursor wandelt sich daraufhin zu einer Pipette.


Bild 5: Neutrale Farbe
Bild 5: Neutrale Farbe
Damit wählt man im Bild eine Stelle aus, von der man weiß, dass sie in der realen Welt eine graue, neutrale Farbe hat. Sogleich werden alle Pixel so um­ge­rech­net, dass der ausgewählte Bildpunkt neutral grau eingefärbt wird und alle an­deren entsprechend umgefärbt werden.

(Leider gibt die Hardcopyfunktion den Pipettencursor nicht wieder, der sich links oben von der Box abgesetzt befindet)


Die Box zeigt das ausgewählte und 24 umliegende Pixel, sowie dessen RGB-Werte.

Bild 6: Weißabgleich
Bild 6: Weißabgleich
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Es wurde ein Punkt zwischen den beiden Bildern rechts gewählt. Man sieht, dass sich das wärmere Raumlicht gegenüber dem käl­teren Blitz mit abnehmender Entfernung immer mehr durchsetzt. Dies kann mit einem Verlaufsfilter korrigiert werden.


Bild 7: Verlaufsfilterwerkzeug
Bild 7: Verlaufsfilterwerkzeug
Mit dem Verlaufsfilter lässt sich das Bild durch Geraden in 3 Teile aufspalten: ein Teil in dem die Korrekturen nicht wir­ken und ein Teil in dem die Kor­rekturen kontinuierlich stärker wirksam werden und drittens ein Teil in dem die Korrekturen voll wirksam sind.

In unserem Fall soll eine Weiß­abgleich- und eine Be­lich­tungs­kor­rek­tur von dem Punkt der bei dem obigen Weiß­ab­gleich benutzt wurde nach links hin immer stärker be­rück­sich­tigt werden. Dazu klickt man an den linken Rand und zieht bis zu dem Punkt der Quelle für den Weißabgleich war, dabei entstehen 3 Linien, die den Be­reich der vollen Wirkung vom Bereich mit stetig ab­ge­schwäch­ter Wirkung und vom unveränderten Bereich abgrenzen. Die mittlere Linie zeigt uns die 50% Wirkungslinie an. Wenn man beim Ziehen die Shift-Taste drückt werden die Linien senkrecht aus­ge­rich­tet.

Bild 8: Verlaufsfilter
Bild 8: Verlaufsfilter
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Vor oder nach dem Ziehen lassen sich die Einstellungen für die zu korrigierenden Eigenschaften vornehmen. Ich komme zu den Ein­stel­lun­gen in Bild 7., das Ergebnis ist für den Verwendungszweck mehr als ausreichend.


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4. Klarheit

Betrachtet man einen Ausschnitt in der 1:1 Ansicht, so sieht man, dass der Microkontrast (Klarheit) etwas angehoben werden sollte.

Bild 9: Vor Einstellung der Klarheit
Bild 9: Vor Einstellung der Klarheit
Klicken für die 1:1 Ansicht

In den Grundeinstellungen setze ich die Klarheit auf +20.
Bild 10: Einstellung der Klarheit
Bild 10: Einstellung der Klarheit
Bild 11: Nach Einstellung der Klarheit
Bild 11: Nach Einstellung der Klarheit
Klicken für die 1:1 Ansicht

Jetzt tritt die chromatische Aberration (ein Linsenfehler, der durch die unterschiedliche Brechung der Farben entsteht: an Hell/Dunkel-Ü­ber­gäng­en grüne und rote Farbsäume) verstärkt hervor, und soll im folgende Kapitel korrigiert werden.

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5. Chromatische Aberration

Die Chromatische Aberration findet ihre Korrektur in der Rubrik Ob­jek­tivkorrekturen/Farbe.

Bild 12: Einstellung der Chromatische Aberration
Bild 12: Einstellung der Chromatische Aberration
Bild 13: Nach Einstellung der Chromatische Aberration
Bild 13: Nach Einstellung der Chromatische Aberration
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6. Schärfen und Rauschen

Schärfen ist angesagt bei der RAW-Entwicklung (nach dem De-mo­saiking entsteht eine geringe Unschärfe), nach Operationen, die die Bild-Geometrie verändert haben, wie in unserem Fall mit der Per­spek­tiv­en­kor­rek­tur, sowie vor der end­gül­tig­en Ausgabe. Ausserdem ist ein geringes Rauschen zu entfernen.

Bild 14: Einstellung der Schärfe und Korrektur des Rauschens
Bild 14: Einstellung der Schärfe
und Korrektur des Rauschens
Zunächst stellt man die 1:1-Ansicht ein, nur so kann man den Vorgang richtig beurteilen. Bild 14 zeigt die recht hohe Ein­stellungen für den Betrag ("92") des Schärfens, der aber Details in den Haaren der Be­such­er hervorhebt, gleichzeitig wird dabei aber auch das Rau­schen erhöht. Um das ur­sprüng­lich vorhandene und durch das Schärfen verstärkte Rauschen wieder los zu wer­den, setze ich erstens im Ab­schnitt Rauschreduzierung den Schieber "Luminanz" auf "29". Zweitens beschränke ich das Schärfen auf die Kanten, in­dem ich mit gedrückter Alt-Raste den Schieber "Mas­kier­en" langsam nach links be­we­ge. Was dabei passiert ist im Video zu sehen.

Video1: Maske beim Schärfen

Die Alt-Taste bewirkt, dass die Maske sichtbar wird. Überall wo sie weiß ist, wird entsprechend dem Luminanzregler geschärft, wo sie grau ist, wird entsprechend weniger geschärft und an den schwar­zen Stellen findet überhaupt keine Schärfung statt.

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7. Belichtung und Endergebnis

Das Foto erscheint nun noch ein bisschen zu dunkel, das sieht man auch am Histogramm im Video, das nicht bis an den rechten Rand reicht.

Bild 15: Belichtungseinstellung
Bild 15: Belichtungseinstellung
Die Erhöhung der Belichtung um ca. 1,02EV bringt das Hi­stogramm fast an den rechten Rand, dadurch wird auch der Gesamtkontrast verbessert.

Das Endergebnis ist in Bild 16 zu sehen.


Bild 16

Wenn man mit der Maus über das Bild fährt, erscheint die Ori­gi­nal­auf­nahme. Insgesamt gesehen ist das Ergebnis nicht ganz perfekt, mir scheint aber ein größerer Aufwand für ein Bild, das nur der Er­innerung dient, ist nicht zu rechtfertigen.

Die Belichtungseinstellung zum Schluss habe ich global in den Grundeinstellungen vorgenommen, dadurch sind die Strukturen in den weißen Haaren des Mannes rechts verschwunden. Besser wäre es gewesen, die Korrektur in das Bild mittels des Korrekturpinsels aufzutragen und die weißen Haare auszusparen. Siehe dazu das Beispiel in Making Of: Schwarz-­/Weiß­fo­to­grafie.

Bei dem Schwarz-/Weißbild in Making Of: Schwarz-­/Weiß­fo­to­grafie bin ich durch Versuch und Irrtum zum Ergebnis gelangt, wäh­rend bei diesem Beispiel eine Analyse des Fotos die ein­zu­schla­gen­den Schritte vorgegeben hat.

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